Bönigen um das Jahr 1910
Eine leichte Brise zieht vom Südufer des Brienzersees übers Bödeli. Die Sonne ist eben erst hinter der mächtigen Gebirgskette des Haslibergs aufgegangen und schickt die ersten Strahlen über die Dächer von Bönigen. Coiffeurmeister Johannes Zobrist schliesst das Tor und macht sich mit seinem rollenden Häuschen auf den Weg Richtung Matten bei Interlaken. Es ist Sommer und die Hotelanlagen entlang der beiden Seen sind gut besucht von wohlhabenden Kurgästen, vorwiegend aus England und den USA. Seit den 1830er-Jahren suchen sie in wachsender Zahl die alpine Schönheit des Berner Oberlands.
Der Tourismus hat sich zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige für die ganze Jungfrau-Region entwickelt. Johannes Zobrist ist froh um diese Gäste. Nur vom Haareschneiden und Rasieren im Dorf allein könnte er seine neunköpfige Familie nicht ernähren. Seit der Eröffnung seines ersten Geschäfts in der Pinte am 3. August 1897, zieht er jeden Sommer dem Brienzersee entlang, schneidet und frisiert die Haare der Hotelgäste und verkauft Postiches und Haarschmuck.
Die aufwändigen Haarbänder sind von Hand gefertigt. Stundenlang sitzt er im Winter zusammen mit seiner Frau und den Kindern am Stubentisch und knüpfte ein Band nach dem anderen. Uhren lassen sich daran befestigen oder sonstige Anhänger. Jetzt liegen sie fein säuberlich sortiert in seinem Vorzeigebuch, das er jeweils mit sich führt, wenn er nach Matten fährt. Meist nimmt er den Weg zu Fuss in Angriff. Nur an besonderen Tagen gönnt er sich eine Fahrt in der Bödelibahn, die Bönigen seit 1874 mit Interlaken verbindet.
Eine Zeitreise von 1897 bis heute...
Zum 120-jährigen Jubiläum ist ein Buch über die Familiengeschichte der Familie Zobrist erschienen. Es zeigt in verschiedenen Etappen und Zahlen auf, was die Welt bewegte und fasst in einer einzigartigen Bildersammlung die Geschichte der Familie Zobrist zusammen.
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